Das Märchen von der Atomenergie

Juli 10, 2009

Benutzt einmal eure gesamte Phantasie. Glaubt für einen Moment die Lüge, Atomkraftwerke seien sicher. Vergesst die durchschnittlich fast 9 Störfälle im Jahr in allen 17 deutschen AKWs. Vergesst Tschernobyl und vergesst vor allen Dingen die momentan wieder kursierenden Nachrichten zum „Krümmel Monster“ und dessen Reaktorschnellabschaltung im März 2005 und den Brand im Juni 2007. Vergesst, dass Greenpeace Aktivisten es geschafft haben Problemlos auf die Kuppel des AKWs Unterweser zu gelangen. Und wir malen uns gar nicht erst aus, dass das was Greenpeace Aktivisten schaffen auch für Terroristen zu schaffen ist. Ihr habt nur noch einen Gedanken: 

Atomkraft ist die sicherste Energiequelle, die wir haben. 

Haben wir nicht letztens von dem Windrad gelesen, dass umgefallen ist? Nicht auszumalen, was passiert wäre hätte da ein Mensch gestanden. Die Dinger sind eh total hässlich und ruinieren unsere wunderschöne Landschaft. Dann doch lieber ein paar AKWs in dünn besiedelten Gebieten. Aus dem Auge aus dem Sinn. Wer will sich schon seine Energieverschwendung mit Windrädern, Solaranlagen und Ähnlichem vor Augen halten? 

Jetzt wo wir uns darauf geeinigt haben, dass Atomkraft eine dufte Sache ist. Kommen wir aber zu einem Problem das so alt ist wie Zivilisationen selbst. Alles was der Mensch macht erzeugt Müll. In diesem Fall ist es Müll der nicht mit einer Bananenschale oder einer leeren Milchtüte zu vergleichen ist. Es ist Müll, der massive Veränderung im Gengut aller in Kontakt gekommen Lebewesen hervorruft. Dieses Phänomen nennt man Radioaktivität. Der Begriff wurde von seiner Entdeckerin Marié Curie geprägt. Leider verstarb sie sehr früh. Es hat halt ein Weilchen gedauert bis klar wurde, dass Gamma Strahlen der Gesundheit nicht zuträglich sind. Ist man Strahlung ausgesetzt ist mit Folgen zu rechnen, wie Kopfschmerzen oder Übelkeit oder dem sofortigen Tod (ich gebe zu, dass ist jetzt sehr undifferenziert, aber ich will es kurz halten. Entscheidend ist natürlich die Dosis der Strahlung). 

Was wird also mit diesem unbestreitbar gefährlichen radioaktiven Abfall gemacht? Wie sorgt man dafür, dass er nicht mit der Natur in Kontakt kommt? Welchen Plan gibt es den Atommüll, der sich seit der Gründung des ersten deutschen Kraftwerks 1960 angesammelt hat, sicher in die Endlagerung zu überführen? Richtig! Es gibt keinen. 

Die Rhetorik der AKW-Betreiber wie Vattenfall, Eon u. A. versucht einen glauben zu lassen, die Lagerung sei endgültig. Durch die Faulheit vieler Menschen sich zu informieren und gezielter Desinformation wird einem vermittelt diese „Castoren“ seien unterirdisch und sicher eingelagert. „Castor“ –  Könnt ihr etwas mit dem Begriff anfangen? Ein Castor ist ein Behälter. In diesem Behälter befindet sich zu Glass eingeschmolzener radioaktiver Müll.

Man spricht vom Salzstock in Gorleben. Man spricht davon, das Zwischenlager als Endlager genehmigen zu lassen. Ganz ehrlich: was „wisst“ ihr? „Wisst“ ihr, dass dieser gefährliche Abfall unterirdisch gelagert wird? Und es jetzt nur noch darum geht eine formale Erlaubnis zu haben, es auch dort zu lassen bis zum Ende aller Tage? Naja, falsch.

Zwischenlager und Endlager sind zwei verschiedene Sachen. Die Realität ist folgende: Die Castoren werden unter Protest in eine Oberirdische, wenige Schritte von der Straße entfernten, grüne Halle mit Wellblechdach gefahren. Fertig. 

Zumindest fast fertig. Dort sollen die Castoren abkühlen (nur so am Rande, werft mal eine Ei gegen einen Castor. Das wird wegen der abgestrahlte Hitze binnen Sekunden zum Spiegelei und dann schwarz. Ein Spaß für die ganze Familie.). Nach Willen der AKW-Betreiber und einiger politischer Kräfte soll dann der Inhalt der Castoren in einen leichteren „Pollux“ Behälter gefüllt werden. Man kann nämlich keinen Tonnenschweren Gegenstand in den Salzstock einlagern. Das klingt doch mal einen Plan. Dann ist das Zeug doch unter der Erde! Oder nicht? 

Also erstmal: die Technologie, den Inhalt des Castors umzufüllen in den Pollux Behälter ist noch nicht entwickelt. Wieso auch? Aber keine Sorge, man arbeitet dran in der Pilotkonditionierungsanlage in einem anderen Teil des Zwischenlagers Gorleben. 

Aber viel essentieller ist die Frage. Was macht man mit Müll, der eine Halbwertszeit von 20.000 Jahren hat? Also in 20.000 Jahren vielleicht nur noch halb so giftig, aber immer noch giftig ist. Da kommt der Salzstock ins Spiel. Der Salzstock ist ein Stück vom Zwischenlager entfernt. Dieser Salzstock garantiert, laut AKW-Betreiber eine geologische Sicherheit und Beständigkeit? Also der radioaktive Abfall bleibt, einmal im Salzstock eingelagert, praktisch bis zum Tag des Jüngsten Gerichts oder der Explosion der Erde oder wie auch immer es endet an genau dem Selben Ort? 

Also ich bin kein Geologe. Aber ich weiß eins: das funktioniert niemals. Gehen wir doch einfach mal 20.000 Jahre zurück. Was hatten wir da? Richtig! Eine Eiszeit! Eine Vereisung vom Nordpol bis kurz vor Berlin. Weiß irgendjemand was in 20.000 Jahren von jetzt ist? Oder in 40.000? Und so weiter. Und wir alle kennen die riesigen und tonnenschweren Findlinge, die im Laufe der Zeit riesige Distanzen zurücklegen. Warum sollte das nicht auch mit radioaktiven Müll passieren können? 

Und für noch etwas muss ich kein Geologe sein. Was passiert mit Salz wenn es in Kontakt mit Wasser kommt? Der Salzstock hat Grundwasserkontakt. Wenn er sich auflöst, dann haben die Polux Behälter Grundwasserkontakt.

 Ich hab mir sagen lassen, dass ein in der nähe liegender See durch den Einsturz eines Salzstocks entstanden ist. Ich hab den See nicht gesehen und weiß auch nichts über dessen Entstehung. Aber abwegig klingt das ganze auf gar keinen Fall. 

Jede Spezies hat im Laufe der Evolution besondere Fähigkeiten ausgebildet, die sie besonders machen und ihn von anderen Spezies unterscheiden. Sie können schnell laufen, sich mit Ultraschallwellen orientieren oder haben einfach gute Augen. Der Mensch hat nur eine solche stark ausgebildete Fähigkeit. Das ist seine Fähigkeit zu denken und zu abstrahieren. Unsere Energiepolitik ist, wie so vieles, nicht durch- und vor allen Dingen nicht zu Ende gedacht. 

Ob es zur Katastrophe kommt kann keiner sagen. Aber ich für meinen Teil möchte meinen Kindern kein radioaktives Erbe hinterlassen.

6 Responses to “Das Märchen von der Atomenergie”

  1. P. Says:

    9 Störfälle auf 17 Kraftwerke … hm … knappe 53%. Und dann spielt die Stärke der Störfälle eine Rolle … is jetzt nich so das Killerargument

    aktivisten und terroristen .. ob die nun das grundwasser verseuchen, mit schweinegrippe um sich schmeißen oder kuppeln hochklettern. scheiße wirds so oder so.

    windrad usw rockt. wenn die effektivität stimmt. das wohl grad nich so der fall oder?

    und 20.000 Jahre. da bin ich arschloch: is mir scheiß egal, was da ist. Da leben meine Kinder nicht mehr, die Kinder meiner Kinder nicht mehr und deren Kinder vermutlich auch nicht mehr. Das ist in etwa soviel wert, wie die Panikmache, dass in 3 Mrd. Jahren die Sonne die Erde verschlingen wird.

    sicher mag da alles nicht so ganz richtig sein, wie es jetzt ist, aber es vollkommen zu verteufeln, halte ich für falsch. das ist alles eher ausbaufähig

    • davidohanlon Says:

      „9 Störfälle auf 17 Kraftwerke … hm … knappe 53%. Und dann spielt die Stärke der Störfälle eine Rolle … is jetzt nich so das Killerargument“

      es geht auch nicht um killerargumente. natürlich ist die stärke eines störfalls entscheidend. aber ein störfall in einem akw sollte jeden in sorge versetzen. der größte anzunehmende unfall ist um einiges furchtbarer als bei einem windrad oder einer photovoltaik anlage.

      „aktivisten und terroristen .. ob die nun das grundwasser verseuchen, mit schweinegrippe um sich schmeißen oder kuppeln hochklettern. scheiße wirds so oder so.“

      ist das dein ernst? nur weil terroristen schlimmeres machen könnten als ein akw hochzujagen, sind kraftwerke in ordnung? außerdem ist eine anschlag auf ein akw so ziemlich das schlimmste was uns passieren kann. die anschließende strahlung vergiftet alles im näheren umfeld (und alles wo der wind die strahlung hinträgt) auf unbestimmbare zeit. ich fordere ja auch nicht die abschaffung von allem, was potentielles ziel von terroristen sein könnte. ich zeig nur ein weiteres sicherheitsrisko auf und davor warnen zu glauben, akws seien sicher. was greenpeace aktivisten zu fuss schaffen, das schaffen terroristen vll auch mit einem flugzeug.

      „windrad usw rockt. wenn die effektivität stimmt. das wohl grad nich so der fall oder?“

      das ist eine frage von investition. mir kann keiner erzählen, dass wir bomben bauen können, die ganze städte auslöschen aber wir nicht fähig sind unsere maßnahmen zur erzeugung „sauberer“ energie zu optimieren.

      „und 20.000 Jahre. da bin ich arschloch: is mir scheiß egal, was da ist. Da leben meine Kinder nicht mehr, die Kinder meiner Kinder nicht mehr und deren Kinder vermutlich auch nicht mehr. Das ist in etwa soviel wert, wie die Panikmache, dass in 3 Mrd. Jahren die Sonne die Erde verschlingen wird.“

      gut. das musst du mit dir selbst ausmachen. aber auch wenn dir die generationen die da noch kommen und die zukunft unseres planeten egal sind. vielleicht ist dir dein eigenes leben wichtig. das lager asse säuft jetzt schon ab. nach 44 jahren im betrieb.

  2. Pepe Says:

    wie ich ja schon gesagt habe: man müsste lediglich die rahmenbedingungen ändern.

    eben in sicherheit investieren, in forschung (bezüglich entsorgung usw. und eben in erneuerbaren energien.

    worum es mir eigentlich nur geht, hab ich auch bereits geschrieben: diese ganze verteufelung und dergleichen. im moment, so wird uns zumindest glaubhaft gemacht, ist wind, wasser und sonne eben nicht effektiv. was bleibt also? kernenergie oder super tolle kohlekraftwerke. da sind mir kernkraftwerke mit den RICHTIGEN rahmenbedingungen wesentlich lieber, als die fetzigen rauchtürme.

    das läuft aber alles auf das „kleinere übel“ hinaus und damit ist sowieso alles suboptimal. wir wissen ja alle, dass die gelder sowieso in erneuerbare enrgien fließen sollten …

  3. Max Says:

    Hi!

    Schön, wie du das ansprichst! In der Politik muss sich wirklich was ändern. Als Liberaler muss ich hier mal auf den wirtschaftlichen Aspekt hinweisen – Atomkraft ist in keinster Weise zukunftsträchtig. Und das mal von der ganzen Endlagerfrage abgesehen. Vielmehr sollte – wie ihr schon angeschnitten habt – die Forschung an der Effizienz bekannter alternativer Energiegewinnungsmethoden forciert werden. Wenn man sich da als Schrittmacher positioniert, hat man etwas tatsächlich zukunftsträchtiges.
    Ich geh aber davon aus, dass Deutschland das wieder verschläft. Reaktionär wie wir sind wird’s aber irgendwann auffallen und wir machen’s (besser) nach (Beispiel Autoindustrie). Hoffen tu‘ ich allerdings anders … Jungs und Mädels, werdet IngenieurIn!

    So … noch nebenbei:

    Wo ich das so lese musste ich mich auch mal Wikipedia-schnellbilden. Von Asse hatte ich noch garnichts gehört. Das muss ich lesen:

    „Besondere Vorkommnisse wurden dem Bergamt gemeldet, so etwa [1973] die großflächige Kontamination vor der Kammer 12 auf der 750-m-Sohle durch ausgelaufene Fässer [die von einem Gabelstapler gefallen waren]. Diese Kontamination wurde durch Abtragen der entsprechenden Salzpartien fachgerecht in die Lagerkammer für radioaktive Abfälle eingebracht.“[8]

    Ein paar Zeilen zuvor heist es:
    „Flüssigkeiten wie Verdampferkonzentrate, Schlämme, Öle, Harze und Lösemittel mussten in Feststoffe gebunden sein.“

    Na da haben die Chemiker ganze Arbeit bei der Bindung geleistet. Großartig. Man meint doch in Deutschland und nicht Indien zu leben!?
    Ebenso wurden die Fässer einfach in die Lagergruben reingeworfen (von Ablassen nie was gehört wie’s scheint) .. dass sie dabei aufplatzen, wurde in Kauf genommen.

    Nunja. Das nur als Randinfo an alle Lesenden.

    Ich muss nur noch anmerken, dass das Zwischenlager Gorleben KEIN Wellblechhaus ist 🙂 Es scheint auch einige Betonwände zu geben ..
    ->
    http://www.widersetzen.de/Gorleben_Atom_Anlagen.htm


  4. […] ja angeblich nicht mehr so lange dauern, bis uns die Scheiße um die Ohren fliegt. Und wenn Mr. O’Hanlon recht hat, ist das gar nicht so schwierig, was neues zu machen. Hauptsache wir schmeißen nicht […]

Hinterlasse einen Kommentar